Über uns

über uns- Bäckerei Jesse

Bäckerei in Münchenbernsdorf

Die Kunden hatten tapfer ausgeharrt. Und das bei Regen. „Eine Warteschlange bildete sich, die bis zur Schmiede reichte“, erinnert sich Bäckermeister Frank Jesse. Der Tag, von dem er mit einer Mischung aus Stolz und Dankbarkeit berichtet, war der 2. Januar. An jenem Datum öffnete sein kleiner Bäckereibetrieb in der Geraer Straße in Münchenbernsdorf. Und dieser stieß auf große Resonanz. „Die Leute haben sich sehr darüber gefreut, dass die Bäckerei weitergeführt wird.“

Frank Jesse übernahm mit Jahresbeginn den Betrieb von Günter Stoye, der von 1977 bis eben 2014 in den Räumlichkeiten seinem Handwerk nachging. Doch Jesse verweist darauf, dass er sich quasi in einem „historischen Bäcker-Ambiente“ eingemietet hat. Er zückt einen Zettel, auf diesem ist die Historie des Hauses mit der Nummer 10 festgehalten.

Von 1910 bis 1912 wurde es erbaut. Mit Fertigstellung mietete sich Bäcker Leonhard Freund ein, der 1928 auch ein Café eröffnete.
1957 übernahm Bäckermeister Walter Meinhardt das backende Kommando, bis sich schließlich

1977 bis 2014 Günter Stoye einmietete. Von seinem Vorgänger hat Jesse eine Verkäuferin und eine Bäckerin übernommen. Grundlegend ändern oder gar technisch erneuern musste er indes nicht, da sein Vormieter Anfang der 1990er-Jahre in neue Maschinen und einen Ofen investiert hatte.

Frank Jesse ist, was das Bäcker-Handwerk betrifft, quasi familiär vorbelastet, stammt der 46-Jährige doch aus einer alteingesessenen Bäcker-Familie aus Waltersdorf bei Lindenkreuz. Sein Großvater Wilhelm war Bäcker, sein Vater Helmut ebenfalls. Und wenn Jesse darüber spricht, liegt da auch etwas Feenstaub in der Luft: „Die Vielseitigkeit ist das Besondere, heute bekommen sie doch alle Rohstoffe.“ Für ihn war es immer ein Traumberuf, die Arbeitszeiten störten ihn nie.

„Ich bin zwischen Mehlsäcken und dem alten Ofen in der Backstube bei uns in Waltersdorf aufgewachsen“, so der Meister, der lachen muss, wenn er von dieser Kindheitserinnerung berichtet.

Das Angebot hat Jesse indes etwas aufgepäppelt, setzt auf mehr Vielfalt. So hat er beispielsweise um die zehn Brot-Sorten ausliegen und auch für mehr Abwechslung bei den Brötchen ist nun gesorgt. Zudem setzt der Bäcker nun verstärkt auf sogenannten Festtagskuchen, eine kleine Mischung aus diversen Sorten.
Neben den Erneuerungen möchte Jesse auch an Altbewährtem festhalten wie etwa der Quarktasche seines Vorgängers.
Mit der Selbstständigkeit hat sich für den Bäckermeister ein Traum erfüllt. „Ich wollte schon immer mein eigener Herr sein“, so Jesse, der zuletzt als Bäckereileiter bei Agrofarm Knau gearbeitet hat.

Und ja, auch ihn hätten Zweifel bei dem Schritt geplagt, doch nach dem gelungenen Auftakt schaut er äußerst zuversichtlich in die Zukunft. Pläne hat er, will perspektivisch auch ausbilden und verstärkt auf Torten setzen, vielleicht einen Konditor einstellen. „Ich habe viele Ideen“, sagt der Bäcker, der betont, dass er den Mindestlohn in seiner Branche sehr begrüßt. „Ich bin dafür, dass die Leute ordentlich bezahlt werden.“

Was ihm fehlt, ist ein Bild von den wartenden Kunden vom 2. Januar. Er kam nicht dazu, ein Foto zu machen. Doch auf Facebook hat er diesbezüglich einen Aufruf gestartet.

 

(Artikel von Marcus Schulze zur Eröffnung der Bäckerei / 13.01.15 / OTZ )